Tote Zähne

Die Wurzelkanalbehandlung ist ein Klassiker der Zahnmedizin.

Hat ein Zahn eine starke Entzündung oder ein Trauma (Schlag, Unfall) erlitten, ist eine Nerv-Entfernung und interne Desinfektion unumgänglich. Der Zahn kann so oft erhalten werden, ist aber ab diesem Augenblick tot.

Sind „Tote Zähne“ ein Risiko für unseren Organismus?

Wird eine Wurzelkanalbehandlung unter den notwendigen perfekten hochspezialisierten Bedingungen durchgeführt (Mikroskop, feinste Instrumente & viel Zeit), ist die Wahrscheinlichkeit des Zahnerhalts sehr hoch!

Leider bleibt diese Therapie immer ein Kompromiss:

  • Wir unternehmen den Versuch einen Zahn zu retten und zahlen dafür den Preis des „Abtötens“.
  • Das Wurzelkanalsystem ist in der Regel labyrinthisch verzweigt. Ob wirklich alle Bereiche dieses Hohlraumsystems bakterienfrei wurden, ist nicht zu prüfen.
  • Das Ziel der Keimfreiheit ist ausschließlich durch das Abklingen der Symptome prüfbar.
  • Bleiben geringe Mengen Bakterien zurück, kann der Körper Symptome (Schmerz) meist unterdrücken. Dies ist Segen und Fluch zugleich, da sich so chronische Entzündungsherde im Zahn und dem umliegenden Knochen etablieren – unbemerkt vom Patienten!

In der Medizin werden abgestorbene Körperteile (Finger, Zehen) grundsätzlich entfernt /amputiert, da freigesetzte Leichengifte das umliegende Gewebe zerstören würden.

Beim Absterben eines Zahnes werden dieselben Gifte freigesetzt. Die klassische Zahnmedizin sieht, im Gegensatz zur Humanmedizin, die direkte Entfernung/Extraktion des toten Zahnes nicht vor, obwohl dieses Vorgehen der präventiven Wirkung einer Amputation gleichkommen würde.

Wieso wir den Versuch unternehmen, ein totes Körperteil – den Zahn – zu erhalten, bleibt auch bei hochspezialisierten Wurzelkanalbehandlungen diskussionswürdig.

Verbleiben trotz einer Wurzelkanalbehandlung Nervanteile (Pulpa-Eiweiß), Mikroorganismen, Keime und abgestorbenes organisches Gewebe im Hohlkammersystem, sind krankmachende Prozesse unausweichlich.

Aufgrund der extrem verzweigten und verästelten Anatomie des Hohlraumsystems im Zahn ist es faktisch unmöglich, das Pulpeneiweiß (den Nerv) vollständig zu entfernen. Dies hat zwangsläufig zur Folge, dass die Eiweißreste vor sich hin faulen, solange der Zahn im Kiefer verbleibt.

Besonders durch die Einwirkung der verbleibenden anaeroben Bakterien (Porphyromonas gingivalis, Prevotella intermedia, Fusobacterium nucleatum, Treponema denticola) entstehen im und um den toten Zahn so toxische Stoffwechselprodukte:

  • Schwefelwasserstoffverbindungen (Methyl-Mercaptane)
  • Organische Schwefelverbindungen (Thioether: Dimethylsulfide, Diethylsulfide)

Durch den Zersetzungsprozess kommt es zu toxischen Reaktionen, die erneut Entzündungen im Kiefer auslösen können.

Zusätzliche Keime können ihren Weg in das verzweigte Hohlkammersystem des Zahnes durch undichte Füllungen oder durch parodontale Defekte (Parodontitits) finden.

Chronisch entzündete tote Zähne weisen im Inneren und in direktem Umfeld ein Gemisch aus Bakterien, Pilzen, Viren und deren Stoffwechselprodukten auf.

Ständiges Entzündungsgeschehen im Kieferknochen belastet unser Immunsystem sehr! Betroffene sind zwangsläufig anfälliger für weitere Erkrankungen und die Verstärkung bereits vorhandener Entzündungen.

Die gute Durchblutung im Kieferbereich erlaubt den Abtransport der Reizstoffe und unterstützt damit die Möglichkeit von Entzündungsreaktionen im gesamten Körper.

Da die auf den ersten Blick diagnostizierbaren Symptome meist nicht mit dem chronischen Entzündungsgeschehen in/um einen toten Zahn in Zusammenhang gebracht werden, ist die Therapie oft nicht ursächlich, sondern lediglich symptomatisch.

Das erklärt, wieso Patienten typischerweise berichten, dass sie immer wieder erkranken.

Im Zusammenhang mit toten (devitalen) Zähnen stehen folgende Symptome:

  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Allergien
  • Wiederkehrende Entzündung einzelner Organe (z.B. Blase oder Nasennebenhöhle)
  • Funktionelle Beschwerden
    • in der Schulter
    • im Rücken
    • im Beckenbereich
    • im Knie
  • Ekzeme und Hauterkrankungen
  • Konzentrationsschwäche und Müdigkeit
  • ZNS Erkrankungen
  • Rheumatische Beschwerden

Das bestmögliche Behandlungsergebnis ist, dass ein toter Zahn vom Organismus vollständig angenommen und dauerhaft toleriert wird. Das bedeutet, dass weder Symptome spürbar sind noch entzündliche Veränderungen und assoziierte Erkrankungen zu diagnostizieren sind.

Aufgabe der Therapiefindung ist es also das biologische Risiko und die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Wurzelkanalbehandlung bestmöglich einzuschätzen.

Ist das Gesundheitsrisiko zu hoch oder könnten Zusammenhänge mit vorhandenen Erkrankungen bestehen, sollte unser Körper geschützt werden – Die Entfernung des toten Zahnes ist dann die richtige Lösung.

Im Bereich der toten Zähne ist eine ganzheitliche Diagnostik der Schlüssel zum Erfolg. Die Verfahren aus der biologischen Umwelt-ZahnMedizin helfen uns, die Wechselwirkungen zwischen Erkrankungen im Zahn-Kieferbereich, Immunreaktion und Organstörungen aufzudecken (Störfelddiagnostik).

Um die Entfernung eines Zahnes nicht leichtfertig zu entscheiden, führen wir folgende Testungen zur sicheren Diagnostik durch:

  1. Immunologisch-systemischer Bluttest

= Sensibilisierung auf Mercaptan & Thioether (Effektorzelldiagnostik)

Findet eine Immunreaktion gegen Mercaptan & Thioether statt, entstehen typische Zytokinmuster (Interferon-γ /Interleukin-10). Die Reaktion der Effektorzellen (T-Zellen, Makrophagen) kann nachgewiesen und typisiert werden.

Ein positiver Befund bestätigt somit, dass zum aktuellen Zeitpunkt eine Sensibilisierung vorliegt und eine akute oder chronische Belastungen mit Mercaptan- und Thioetherverbindungen wahrscheinlich ist.

  1. Toxikologisch lokaler Nachweis

Orotox Test

  1. Digitale 3-D Bildgebung (DVT)

Die digitale Volumentomographie (DVT) ermöglicht es uns, die besonders sensiblen Bereiche der Wurzelspitzen und des umliegender Knochens in allen Dimensionen detailliert zu beurteilen.

Entzündungen können sicher diagnostiziert werden. Damit ist das DVT dem konventionellen Röntgenbild weit voraus.

  1. Parodontitis Diagnostik

Im Zuge einer Professionellen Zahnreinigung werden die Hygienewerte aufgenommen. Dazu gehört vor allem die exakte Vermessung der Zahnfleischtaschen, um parodontale Defekte und eine zusätzliche Bakterieninfektionen des toten Zahns ausschließen zu können.

  1. Weist das DVT Entzündungen (knöcherne Veränderungen) im Bereich der Umgebung eines pulpatoten Zahnes auf, ist eine konsequente, chirurgische Sanierung (Zahnentfernung) mit entsprechender Begleitmaßnahme zwingend notwendig.
  1. Das Gleiche gilt für einen positiven Befund bei den immunologischen Testungen.
  1. Ob ein Zahn zu entfernen ist (Extraktion) oder eine erneute Wurzelbehandlung mit moderneren Technologien eine erfolgversprechende Alternative sein könnte, hängt vom gesamten Gesundheitszustand, der Stärke des Immunsystems, dem Regulationsverhalten des Patienten und der richtigen Materialwahl (Materialunverträglichkeit)

Folgebehandlung:

Ein fehlender Zahn sollte grundsätzlich ersetzt werden. Hintergrund ist die balancierte Belastung aller Zähne und der Kiefer. Dies vermeidet Folgeerkrankungen, wie z.B. die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD).

Wir haben sehr gute Möglichkeiten einen verlorenen Zahn zu ersetzen:

  • Die Ideallösung ist das Implantat.
  • Selbstverständlich bieten die Klassiker aus der Prothetik – Brücken und Prothesen – auch Lösungen mit viel Lebensqualität.

Entscheidend bei allen Wegen ist die Materialwahl! Hierfür führen wir natürlich vorher Tests auf Materialverträglichkeit (LTT) durch.

Um möglichst keine Reize in unser System zu bringen, ist Keramik das beste Material.

Besonders bei chronisch und schwer erkrankten Patienten spielt die Analyse und Reduzierung aller Risikofaktoren eine entscheidende Rolle.

Der mögliche Triggerfaktor „toter Zahn“ sollte in diesem Zusammenhang sehr ernst genommen werden, da er das Immunsystem beansprucht.

Besteht eine Chance die Gesundheit des Patienten wieder herzustellen und die Lebensqualität zu steigern, ist dies sicher Grund genug, sich von einem wurzelbehandelten Zahn zu trennen.

Die Untersuchungsverfahren rund um das Thema „Toter Zahn“ gehören bei den privaten Versicherungen in der Regel zu den Erstattungsleistungen. Möchten Sie den Erstattungsumfang entsprechend Ihrer Versicherungsbedingungen exakt wissen, empfehlen wir dies vorher abzuklären.

Im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen sind die genannten Leistungen leider nicht enthalten. Die Kosten sind vom Patienten zu tragen.

Prävention!

Nach der umfangreichen Ursachenanalyse und der erfolgreichen Instandsetzung aller Schäden sollte der gemeinsame Fokus auf der Stärkung der Gesundheit und der Entwicklung Ihres persönlichen Präventionskonzeptes liegen!

Gesund sein und gesund bleiben!